Aperture

Marc Botschen / Vicente Hirmas / Nino Maaskola / Miriam Schmitz / Anna Stüdeli / Johanna Wagner / Emil Walde

Jan 18th - Mar 7th, 2025
Opening / Jan 17th, 7 PM

Information

Marc Botschen @marc_botschen
Vicente Hirmas @vicentehst
Nino Maaskola @ninomaaskola
Miriam Schmitz @miriam__schmitz
Anna Stüdeli @anna_stuedeli
Johanna Wagner @johanna___wagner
Emil Walde @emil_walde

english version below

Mit „Aperture“ bringen wir zum Einstieg in das Jahr 2025 sieben Positionen zusammen, deren Zusammenhang sich gleichermaßen aus Verbindungen und Gegensätzen auf formaler und inhaltlicher Ebene ergibt. Mit einer Auswahl an KünstlerInnen, mit denen wir teils seit Langem und teils seit Kurzem zusammenarbeiten, bieten wir einen Einblick in unsere aktuelle Ausrichtung.

Marc Botschens neue Ätzungen sind Teil seiner Serie „Soft Pass“, in der er die Methode der Kompositfotografie verwendet, um aus einem historischen Dokument, dem „Ahnenpass“ seines Urgroßvaters, neue Bilder zu extrahieren und zu schaffen. Für diese Radierungen bearbeitet er diese Bilder mit Säure auf Aluminium und setzt das Metall dabei hohen Temperaturen aus. Die Arbeiten der Gesamtserie, in der er auch mit Foliierung, weiteren Fotografien und Holzschnitten gearbeitet hat, aktivieren und verwerten einen Gegenstand, der einst die am folgenreichsten betriebene Form der Identitätsbildung darstellte, die wir kennen.

Vicente Hirmas schafft emotionale Verbindungen zwischen Objekten, Materialien und deren Funktionen. Er arbeitet an seinen Gemälden und Skulpturen in aufwändigen manuellen Verfahren und stellt sich bewusst gegen eine eher technische Herangehensweise. Diese Methodik führt zu einer Form des verkörperten Wissens, das Denken und Handeln miteinander verbindet. Seine künstlerische Praxis konzentriert sich auf den Prozess selbst und bezieht verschiedene Handwerke wie Schreinerei, Goldschmiedekunst, Näherei, Malerei und Restaurierung ein. Durch den Einsatz dieser Produktionstechniken werden verschiedene Ästhetiken miteinander verwoben, um ein einzigartiges Gewebe zu schaffen.

„Mit seiner bildhauerischen Arbeit reflektiert Nino Maaskola die basalsten Bedingungen künstlerischer Produktion, eine Grundlagenforschung, mit der Fragen der Formbildung in ihrer Beziehung zu Aspekten der Prozess- und Materialhaftigkeit verhandelt werden. Zugleich wird hier die künstlerische Produktion als Produktion thematisch. Aufgerufen wird mit ihr der Aspekt „Arbeit“, als gesellschaftliches Phänomen in seiner Rückbindung an Produktionsverhältnisse und ökonomische Strukturen, „Arbeit“ aber auch als Phänomen, das sich mittlerweile in den Erdball selbst eingelagert hat und so erneut Fragen nach Materialität und Produktion evoziert.“
(Sebastian Hammerschmidt: Ausstellungstext „Mount Petrol“, 2023)

„Mit einem ganzen Arsenal von Stoffen und Gegenständen im Hintergrund, eben jenem Gefundenen und Gesammelten, beweist Schmitz zunächst einmal, wie sehr Produktion und Zirkulation in der zeitgenössischen Kunst ein und denselben Prozess bilden. Der Ort, von dem ein Stoff, ein Ding stammt oder gemacht wurde, ist nurmehr flüchtige Erinnerung, geht ein in die jeweilige Arbeit, ist so zugleich Spur eines ehemaligen Gebrauchs wie Teil einer eigenständigen skulpturalen Logik. Dabei wird die Einheit des Objekts durch verschiedenste, vor allem dem Textilen entlehnte Techniken garantiert: falten, dehnen, knoten, drapieren.“
(Sebastian Hammerschmidt: Ausstellungstext „Trinkets on Trellis“, 2024)

Die Arbeiten von Anna Stüdeli offenbaren eine intensive Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Werbeplakate im urbanen Kontext. Durch das Fotografieren von Ausschnitten dieser Plakate und ihre anschließende Verarbeitung zu Collagen fängt Stüdeli nicht nur die visuelle Vielfalt des städtischen Umfelds ein, sondern sie analysiert auch die Interaktionen der Passanten mit eben jenen Plakaten. Diese Beobachtungen fließen unmittelbar in ihre künstlerische Praxis ein und verleihen ihren Werken eine authentische und gesellschaftskritische Dimension.

Johanna Wagner arbeitet mit Film, Fotografie, Performance und Installation. Ihr Interesse an theatralischen Bühnenbildern, das sie zur Kunst brachte, spiegelt sich in ihrer vielfältigen Praxis wider. Wagners Fotoserien bestehen oft aus Selbstporträts, die sie mit einem Selbstauslöser und hellem Blitzlicht aufnimmt. Der menschliche Körper in Interaktion mit bestimmten Materialien spielt dabei als Ausgangspunkt oft eine große Rolle. Aktuell stammen diese Materialien meist aus der Heterotopie des Gartens - auf poetischer, aber auch auf ökologischer und botanischer Ebene.

„Emil Walde erschafft durch die Aneignung von vorhandenen Materialien und Situationen sowie deren Transformation in allgemeinere inhaltliche Kontexte neue Wahrnehmungsräume. Er sensibilisiert unsere Blicke und entlarvt illusionäre ­ Mechanismen, um sukzessive neue gedankliche Potenziale zu geben. Seine Arbeiten beschreiben keine kontemplativen Bilder im klassischen Ansichtsmoment, sie funktionieren konstruktiv. Seine Interventionen sensibilisieren unsere Wahrnehmung und beschreiben stereotype Zustände soziokulturell geprägter Orte, um diese im selben Augenblick zu konterkarieren.“
(Luisa Rittershaus: Young Artists, Emil Walde, Wienand Verlag Köln, 2022)

With “Aperture”, we are bringing together seven positions at the start of the year 2025, whose coherence results equally from connections and contrasts on a formal and thematic level. With a selection of artists, some of whom we have been working with for a long time and some of whom we have worked with recently, we offer an insight into our current orientation.

Marc Botschen’s new etchings are part of his „Soft Pass“ series, in which he uses the method of composite photography to extract and create new images from an historical document, his great-grandfathers „Ahnenpass“. For these etchings, he is working these images with acid on aluminum and thereby exposing the metal to high temperatures. The works in the overall series, in which he has also worked with foliation, further photography and woodcuts, activate and exploit an object that once constituted the most consequential form of identity creation we know of.

Vicente Hirmas creates emotional connections between objects, materials and their functions. He works on his paintings and sculptures using elaborate manual processes and consciously opposes a more technical approach. This methodology leads to a form of embodied knowledge that connects thought and action. His artistic practice focuses on the process itself and incorporates various crafts such as carpentry, goldsmithing, sewing, painting and restoration. Through the use of these production techniques, different aesthetics are woven together to create a unique fabric.

„With his sculptural work, Nino Maaskola reflects on the most basic conditions of artistic production, a fundamental research which negotiates questions of formation in its relationship to aspects of process and materiality. At the same time, artistic production as production becomes thematic here. With it, the aspect of “work“ is called up as a social phenomenon: in its connection back to relations of production and economic structures, but also as a phenomenon that has become embedded in the globe itself and thus again evokes questions of materiality and production.“
(Sebastian Hammerschmidt: Exhibition text „Mount Petrol“, 2023)

„With an entire arsenal of found and collected fabrics in reserve, Schmitz demonstrates how production and circulation in contemporary art form one and the same process. The origin of these found and collected items thus becomes a fleeting memory, merging into the respective work, serving as both a trace of former use and a part of an independent sculptural logic.
In doing so, the unity of the objects is guaranteed through different, nevertheless mainly textile techniques: folding, stretching, knotting, draping.”
(Sebastian Hammerschmidt: Exhibition text „Trinkets on Trellis“, 2024)

Anna Stüdeli‘s works reveal an intensive examination of the phenomenon of advertising posters in an urban context. By photographing sections of these posters and then processing them into collages, Stüdeli not only captures the visual diversity of the urban environment, but also analyzes the interactions of passers-by with these very posters. These observations flow directly into her artistic practice and lend her works an authentic and socio-critical dimension.

Johanna Wagner is a visual artist and works with film, photography, performance and installation. Her interest in theatrical stage sets, which brought her to art, is reflected in her diverse practice. Wagner‘s photography series often consist of self-portraits, which she takes with a self-timer and bright flash. The human body in interaction with certain materials often plays a major role as a starting point. Currently, these materials mostly originate from the heterotopia of the garden - on a poetic level, but also on an ecological and botanical one.

“Emil Walde creates new spaces of perception by appropriating existing materials and situations and transforming them into more general contexts. He sensitizes our gaze and exposes illusionary mechanisms in order to successively give rise to new mental potentials. His works do not describe contemplative images in the classic viewing moment, they function constructively. His interventions sharpen our perception and describe stereotypical conditions of sociocultural places, only to counteract them at the same moment.”
(Luisa Rittershaus: Young Artists, Emil Walde, Wienand Verlag Köln, 2022)

All rights reserved. © PAW, 2025Imprint

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